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Auf der Suche nach einem Flugzeugwrack?

Bei der kommerziellen Suche nach versunkenen Wracks und Ihren Schätzen wurde über all die Jahrzehnte ein vielfaches dessen investiert, was tatsächlich später an Werten gefunden und geborgen werden konnte. Diese Quote fällt heutzutage bei der Suche nach Flugzeugwracks aus diversen Gründen noch deutlich schlechter aus. Der Wert bei Flugzeugwracks liegt aber, jedenfalls für mich, in ihrer Geschichte und meiner Leidenschaft zur Forschung begründet. Daher sollte man bei der Flugzeugwracksuche und Forschung, auch wenn es rückblickend sicher manchmal sinnvoll gewesen wäre, besser keine Kosten- Nutzenrechnung aufmachen und nicht die Pros und Contras rational abwägen. Ich mach’s trotzdem mal:

Contra:

  • Man verbringt vorher wie nachher viel Zeit in Archiven beim langwierigen Sichten von historischen und technischen Unterlagen und nicht im Biergarten.
  • Flugzeugwracks sind deutlich schwerer zu suchen und zu orten wie Schiffswracks.
  • Die Aussicht, tatsächlich ein neues Flugzeugwrack zu finden ist mehr als gering.
  • Und wenn doch, sind dann meist nur noch kleine unscheinbare Blechteile übrig oder einfach gar nichts mehr.
  • Während andere Taucher an bunten Korallen und imposanten Schiffswracks vorbeigleiten, suchst man nach Unebenheiten im Sediment, die auf weitere Teilchen hinweisen könnten.
  • Die Dokumentation und die Identifizierung der Bleche im Trümmerfeld ist aufwendig und langwierig.
  • Abgesehen von ein paar seltenen Ausnahmen interessiert sich kaum jemand für das, was man letztendlich herausgefunden hat.

Pro:

  • Die Masse der „normalen“ Taucher ist wo anders bei bunten Korallen und imposanten Schiffswracks unterwegs.
  • „Deine“ Blechteile interessieren Dich irgendwann vielmehr wie die bunten Fische, Korallen und stolze Schiffswracks.
  • Wenn’s so einfach wäre und realistische Erfolgschancen bieten würde, könnte es ja jeder machen.
  • Sollte man trotz aller Widrigkeiten dennoch mal Erfolg bei der Suche oder Identifizierung haben, freut es einen dann umso mehr.

 

Die meisten, vor allem die noch halbwegs gut erhaltenen, Flugzeugwracks in betauchbaren Tiefen nahe der Küste sind heutzutage schon bekannt und sind oft das Ziel für Wracktauchgänge. In einigen Fällen ist aber bis heute die Geschichte dieser Wracks und damit auch das Schicksal der Besatzungen noch nicht gründlich erforscht worden. Wichtige Vorrausetzungen hierzu sind meist zeitaufwendige Recherchen, Dokumentation des Wracks und im Idealfall eine eindeutige Identifikation. 

Es werden heutzutage aber immer noch neue Wracks entdeckt, mehr oder weniger zufällig bei der Vermessung oder Kartographierung des Meeresbodens im Rahmen eines kommerziellen Vorhabens wie der Suche nach Bodenschätzen, Bau einer UW-Pipeline oder Verlegen von Kabeln. Auf der anderen Seite ermöglicht es heute das Technische Tauchen sowie der Einsatz von mittlerweile bezahlbareren ROVs gezielt in  größere Tiefenbereiche vorzudringen.

Die gezielte Suche nach einem noch unbekannten Flugzeugwrack beginnt meist mit einem Gerücht oder anhand von Unterlagen und Berichten zu einem Absturz. Häufig sind es auch Fischer, die mit Ihren Netzen irgendwo hängenbleiben, Flugzeugteile als Beifang bergen und so erste Hinweise geben. 

Ein besonders gutes und motivierendes Beispiel, das man hier auch heutzutage immer noch Erfolg haben kann, war der Fund einer Messerschmitt 323 Gigant bei Sardinien. Dieses Projekt vereint alle der genannten Punkte: Die italienischen Taucher wussten anhand von Berichten, dass eines dieser „gigantischen“ Flugzeuge in dem Seegebiet nordöstlich der Insel versunken war. Ein Fischer gab ihnen zudem weitere Hinweise über die Stelle, an der er einmal Blechteile als Beifang mit seinem Netz an Bord gezogen hatte. Dank den heutigen Möglichkeiten des Technischen Tauchens konnte dann dieses Gebiet von den Tauchern abgesucht werden. Schließlich wurde das Wrack des Giganten in einer Tiefe von 70 Metern gefunden und konnte dokumentiert werden. Dieses Wrack ist nicht nur aufgrund seiner Größe interessant, es ist auch das einzig bislang bekannte Wrack dieses außergewöhnlichen und sehr seltenen Transportflugzeuges.
Zwei der beteiligten italienischen Taucher, Christina Freghieri und Aldo Ferrucci (Bildquelle Photo links) konnte ich später mit weiterem Archiv-Material und Photos unterstützen. Über dieses Wrack und die Forschungen ist ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Der letzte Gigant“ für das ZDF entstanden.

Das Suchgebiet
Die Vermutung oder besser das Wissen um den ungefähren Absturzort bzw. die mögliche Position eines Flugzeugswracks in einem bestimmten Seegebiet ist schon mal eine wichtige  Vorrausetzung für eine Suche. Mindestens genauso wichtig (diese leidvolle Erfahrung habe ich selbst und auch viele Andere  machen dürfen) ist zu Wissen, ob das Flugzeug überhaupt noch dort liegt oder schon längst geborgen wurde. Mehr dazu im Bereich Flugzeugbergungen.

Die Bestimmung eine realisierbaren Suchgebiets stellt immer die größte Schwierigkeit dar. Durch die Tiefe und die oft schlechten Sichtverhältnisse sind die Möglichkeiten von Tauchern bei der Suche sehr begrenzt. Auch die sonst üblichen technische Hilfsmittel wie Echolot und Sidescan-Sonar sind hier nur bedingt hilfreich, sofern es sich nicht um ein größeres und gut erhaltenes Wrack handelt. Sowohl Fische wie auch Fischer können hier eine besonders gute Hilfe sein. Wenn man sich als Taucher Unterwasser einem Fischschwarm nähert, flüchten diese gerne mal. Meist in die Richtung, wo sich ihnen in der Umgebung eine Versteckmöglichkeit bietet. Wrackteile scheinen ihnen hierzu sehr geeignet. Dank den guten Fischen kann man mit etwas Glück auch kleinere Wrackteile mit dem Echolot finden. Wenn sich über flachem Grund eine größere Fischansammlung auf dem Echolot zeigt, liegt dort vermutlich was auf dem Meeresboden. Dort wo viele Fische sind, sind auch gerne die Fischer. Und die wiederum fischen dann nicht nur Fische heraus. Im Gegensatz zu den meisten Landbewohner haben viele Fischer zudem einen sehr guten Orientierungssinn auf dem Wasser, und können oft mit beeindruckender Genauigkeit diese Stellen anfahren. Über GPS kann man dann die Position festhalten und später wiederfinden. Vorausgesetzt man nutzt dasselbe GPS Verfahren bzw. Koordinatensystem, oder weiß zumindest, wie man die diese umrechnet. Auf ein ähnliches Problem mit Koordinaten stößt man häufig auch schon bei der Recherche in den Archiven: Die unterschiedlichsten Formen der Positionsangaben in den Unterlagen zu Abstützen und Flugzeugverlusten.